30. Bulkeser Heimattreffen an Pfingsten 2008 in Kirchheim/Teck
130 Festgäste beim 30. Bulkeser Heimattreffen in
Kirchheim/Teck
Freude und Wehmut prägten das
Jubiläumstreffen zu Pfingsten am 10. und 11. Mai 2008 in unserer Patenstadt.
Freude über das Beisammensein mit vielen lieben Verwandten, Freunden und
Bekannten, aus der alten Heimat Bulkes. Wohltuende heimatliche Erinnerungen in
vielen Gesprächen für die Teilnehmer der Erlebnisgeneration und Freude über
die zahlreichen Anwesenden der Nachfolgegenerationen.
Wehmut und Trauer, dass unser langjähriger Vorsitzender Franz
Jung nicht mehr unter uns sein konnte. Die Betroffenheit über seinen Tod war
bei allen und überall zu spüren. Die würdigen Abschiedsworte beim Festakt
erinnerten uns, dass Franz Jung die Treffen der letzten zwei Jahrzehnte geprägt
hatte. Wir Bulkeser haben ihm viel zu danken. Es fällt schwer daran zu denken,
dass unsere Heimatgemeinschaft ihren Weg nun ohne ihn gehen muss.
Eintreffen der ersten Gäste am Samstag
Nach altem Brauch trafen die ersten Gäste bereits am
Samstag ein. Der erste Weg führte in die Heimatstube, die unter der Regie von
Magdalena Harfmann hervorragend gepflegt wird und an diesem Samstag von Nikolaus
Wahl mit Gattin gehütet wurde. Die heimatlichen Gegenstände und die vielen
Bilder weckten Erinnerungen an unsere Kindheit und Jugend und stimmten uns auf
heimatliche Gefühle ein.
Leider hatten sich beim abendlichen Beisammensein im Hotel Fuchsen nur 16
Personen ein-gefunden. Vor zwei Jahren waren es in dieser Runde noch 40. Doch
die Befürchtungen, dass es am Sonntag einen Einbruch bei der Zahl der Festgäste
gibt, trafen Gott sei Dank nicht ein.
Das Treffen am Sonntag – zum ersten
Mal in der Fest- und Gemeindehalle in Kirchheim-Jesingen
Nach rund 15 Heimattreffen in drei Jahrzehnten in
der Stadthalle in Kirchheim/Teck, hatten wir uns aus verschiedenen Gründen
entschlossen, dieses Treffen in der Halle in Jesingen zu veranstalten. Das
bedeutete einiges an Mehrarbeit in der Vorbereitung, angefangen mit den
Informationen in der Heimat-Zeitung für die anreisenden Teilnehmer, über viele
Details für den Aufbau und die Schmückung des Saales, bis zum Ablauf des
Treffens in der neuen Um-gebung. Es kann vorweg genommen werden: Unsere
Erwartungen mit der Halle haben sich voll erfüllt. Rund um Zufriedenheit bei
Teilnehmern, Veranstalter, Wirt und Personal.
Keine Probleme mit den Fahrten zum
Friedhof und zur Heimatstube am Nachmittag
Privatautos, Bus und Kleinbus beförderten alle interessierten Teilnehmer
reibungslos zur Gedenkfeier auf dem Friedhof, (der Kleinbus fuhr sogar direkt
bis an den Gedenkstein!) zur anschließenden Besichtigung der Heimatstube und
wieder zurück in die Festhalle in Jesingen.
Der Festgottesdienst
Dazu waren bis zum Beginn um 9.30 Uhr bereits an die 100 Gäste in dem
festlich geschmückten, sehr schönen Saal, erschienen. Wie gewohnt, wurde der
Gottesdienst durch Glockengeläut angekündigt. Festprediger, Karl Weber,
Karlsruhe, wählte für die Predigt das Thema „Was Pfingsten für uns
bedeutet“. Nicht nur die Texte der Predigt, sondern auch die Art seiner überzeugenden
Aussprache ließen erahnen, dass wir hier einen gläubigen Bulkeser Gottesmann
zuhören durften, der uns die Pfingstbotschaft auch in aller Form selbst
vorlebt.
Wir dürfen unserem Vater im Himmel dankbar sein, dass wir 63 Jahre nach der
Auflösung unserer Heimatgemeinde noch einen gemeinsamen Pfingstgottesdienst mit
einem Bulkeser Prediger, der Jarek nur mit Gotteshilfe überlebte, feiern
durften.
Die Kollekte, die für das Gedenksymbol auf dem Bulkeser Friedhof
vorgesehen ist, brachte 804 Euro ein!
Eröffnung des Festaktes
Nach einer kurzen Pause wurde der Festakt gegen 10.30 Uhr mit einem Musikstück
eröffnet. Die Begrüßungsansprache hielt diesmal Karl Weber, Fußgönheim, in
Vertretung von Franz Jung.
Als Vertreter unserer Patenstadt konnte er neben Frau Oberbürgermeisterin
Angelika Matt-Heidecker, auch Herrn Werner Hauser, Oberbürgermeister außer
Diensten und Herrn Gemeinderat Dietmar Hoyler begrüßen.
Von der Landsmannschaft der Donauschwaben durften wir Josef Jerger, Präsident
des Weltdachverbandes der Donauschwaben und Frau Henriette Mojem, Geschäftsführerin
des Hauses der Donauschwaben in Sindelfingen, willkommen heißen.
Weitere Vertreter der Landsmannschaft waren Eduard Wächter,
Heimatausschussvor-sitzender von Altker und Franz Hoff, Vorsitzender der
Landsmannschaft der Donauschwaben des Stadtverbandes Kirchheim/Teck.
Abschließend wurden alle einheimischen und donauschwäbischen Gäste, die über
100 Bulkeser aus Deutschland und Österreich sowie die Vertreter der Presse
willkommen geheißen.
Von folgenden Personen wurden Grußworte verlesen:
• Leo Klöhn, ehemals Stadtverwaltung und Kontaktmann zu uns Bulkesern
• Radomir Zotovic, Gemeindevorsteher von Maglic
• Herbert Mayer, KLV-Kind aus Bielefeld
• Frau Anni Jung und den Kindern Franz und Heidi aus Bad Schönborn
• Sowie den Bulkesern aus Österreich: Karl Glas, Braunau, Heinrich Bauer, Nikolaus Petri, Karl Jung (alle Wien)
• Peter Erhardt (Chikago)
• Fritz Werle (Petrovac/Serbien)
• Margarethe Hähnel (Argentinien)
• Peter Schertz (Sinsheim)
• Filipp Lutz (Biedenkopf).
Ansprache von Frau Oberbürgermeisterin Angelika
Matt-Heidecker
Mit ausführlichen und sehr durchdachten
Worten befasste sich unsere „Patentante“ mit der Geschichte der
Donauschwaben, von der Ansiedlung unter den Habsburgern in der Donaumonarchie,
über ihre Leistungen in einem selbst geschaffenen Paradies und ihrem
friedlichen Zusammenleben über 200 Jahre einem Völkermeer, über das bittere
Ende in der alten Heimat bis zur Gegenwart. Sie zeigte Verständnis für die
schwierige Gradwanderung zwischen leidvoller Erinnerung und Versöhnungsauftrag
als Brückenbauer in der heutigen Zeit.
Grußwort von Frau Henriette Mojem, vom Haus der
Donauschwaben in Sindelfingen
Mit warmherzigen,
wohldosierten Worten brachte Frau Mojem Grüße aus dem Weltheimathaus der
Donauschwaben aus der Patenstadt der Donauschwaben, Sindelfingen, zum
Heimattreffen der Bulkeser in ihre Patenstadt, Kirchheim/Teck.
Ein Ständchen zum Muttertag
Maria Frank, geb. Wahl und Elisabeth Groß,
geb. Ilg, brachten mit ihrem erstaunlich gekonnten Liedvortrag „Wenn du noch
eine Mutter hast …“ einen willkommenen Farbtupfer in den Ablauf des
Festaktes und eine freudige Überraschung für unsere Mütter.
Würdigung und Nachruf zum Abschied für Franz Jung
Unserem nunmehr 2. Vorsitzenden der
Bulkeser Heimatgemeinschaft, Otto Harfmann, Kirchheim/Teck, einem
Bulkeser Nachkommen, war es vorbehalten, Stationen aus dem Lebensweg unseres
verstorbenen langjährigen Vorsitzenden in Erinnerung zu rufen. Es war für ihn
nicht einfach, aber er tat es gerne, seinen väterlichen Freund mit einem
ehrenden Rückblick zu würdigen.
Karl Weber, Fußgönheim,
Nachfolger von Franz Jung im Amt als Vorsitzender der Bulkeser
Heimatgemeinschaft, fügte den Worten von Otto Harfmann noch die Worte des
Nachrufes für Franz Jung hinzu, die er auch bei der Trauerfeier in Bad Schönborn
vorgetragen hatte.
Festvortrag von Josef Jerger, Präsident des
Weltdachverbandes der Donauschwaben
Er brachte Grüße des Weltdachverbandes
und des Bundesvorstandes der Landsmannschaft der Donauschwaben sowie der
Donaudeutschen Landsmannschaft aus Rheinland-Pfalz.
Nach seiner langjährigen Verbundenheit zu uns
Bulkeser und oftmaligen Teilnahmen an unseren Treffen ist er bei dieser
Veranstaltung nicht mehr wegzudenken.
Es sei auch daran erinnert, dass er jedes Jahr
Gastgeber unseres Bulkeser Septembertreffens im Haus Pannonia in Speyer ist.
Er brachte seine getrübte Freude zum Treffen durch den Tod seines langjährigen
Freundes Franz Jung zum Ausdruck. Als Schicksalsgefährte der schweren Lagerzeit
redete er uns aus dem Herzen. Die aktuelle Lage der Donauschwaben, insbesondere
über die Erstellung der Gedenkstätte in Jarek, konnte er uns aus erster Hand,
den letzten Stand vermitteln, der uns große Hoffnung gibt, dass wir anlässlich
unserer 2. Heimatreise am 20. September der Einweihung der Gedenkstätte in
Jarek beiwohnen können.
Stand der Beziehungen zu Maglic
Insbesondere über das Vorhaben zur
Erstellung des Gedenksymbols auf dem Friedhof in Bulkes konnte uns Wilhelm
Bauderer informieren. Durch seine Sprachkenntnisse in Wort und Schrift ist er
der „Heiße Draht“ für alle Bulkeser Vorgänge in Verbindung mit der alten
Heimat.
Wahl des Heimatausschusses
Als letzten Akt vor den Schlussworten
fand die Wahl des Heimatausschusses statt. Dazu wurde den Teilnehmern und
Wahlberechtigten des Treffens alle nötigen Informationen vor der Wahl ausgehändigt.
Auf Wunsch und im Sinne von Franz Jung, sollte
sich der bisherige Heimatausschuss in unveränderter Zusammensetzung zur Wahl
stellen. Das bedeutete, dass die Wahl mit einem Wahlgang erfolgen konnte und so
auch durchgeführt wurde.
Die
später aufgeführten Personen wurden im „Block“ ohne Gegenstimme gewählt
bzw. bestätigt. Als Wahlleiter fungierte Josef Jerger.
Schlussteil der Veranstaltung
In einem kurzen Rückblick auf die 30
Pfingsttreffen ab dem Jahr 1951, stellte Karl Weber fest, dass diese
unvergesslichen Heimattage die Grundlage für den Zusammenhalt der
Heimatgemeinschaft Bulkes waren und sind.
Er gedachte dankend all den vielen
Mitwirkenden, die für das Zustandekommen der Treffen und für die gelebte
Patenschaft verantwortlich zeichneten. Stellvertretend für alle anderen erwähnte
er dazu namentlich die vier Bulkeser Heimatausschussvorsitzenden Jakob Engel
senior, Valentin Beck, Karl Hoffmann und Franz Jung sowie Christine Diener, die
als Mutter Courage unvergessen bleiben wird.
Der Dank galt aber auch allen, die am
Zustandekommen und am Ablauf dieses Treffens beteiligt waren, insbesondere den
Hauptrednern, Frau Angelika Matt-Heidecker und Herrn Josef Jerger.
Als Zeichen des Dankes wurden den Ehrengästen
kleine Aufmerksamkeiten überreicht.
Mit einem Musikstück wurden die
Festteilnehmer, die trotz Zeitüberschreitung Geduld bewahrten, in die
Mittagspause entlassen.
Große Zufriedenheit beim Mittagstisch
Schon bei der Veranstaltung konnten die
Teilnehmer an den festlich geschmückten Tischen Platz nehmen, die in vier
Reihen und in Längsrichtung zur Bühne aufgestellt waren. So konnten sie beim
Mittagessen an ihren Plätzen bleiben.
Sehr gerne sei hier die große Zufriedenheit über
das reichliche und wohlschmeckende Mittagessen vermerkt, nachdem wir ja über
die Jahre in der Stadthalle in dieser Richtung nicht verwöhnt wurden.
Das brachte gute Stimmung in die Reihen, das Erzählen miteinander wollte
kein Ende nehmen. Trotzdem wurde der Weg rechtzeitig und ohne Verzögerung zum
Friedhof angetreten.
Die Gedenkfeier auf dem Friedhof
Dank unseren tüchtigen Fahrern von Bus,
Kleinbus und PKW’s, konnte die Feier pünktlich an unserem frisch abgestrahlten und
deshalb wie neu wirkendem Gedenkstein beginnen.
Bei strahlendem Sonnenschein leitete ein Bläserduo
unser Totengedenken mit dem Lied „Ich bete an, die Macht der Liebe“ ein.
Dank der ausgeteilten Liedertexte konnten die fast 80 Anwesenden kräftig mit
einstimmen.
In seiner Ansprache konnte Otto
Harfmann auf die bevorstehende Einweihung der Gedenkstätte in Jarek
hinweisen, mit der Hoffnung, dass diese rechtzeitig zum Zeitpunkt unserer
zweiten Heimatreise, am 20. September dieses Jahres erfolgen wird.
Er erinnerte an das Massensterben in den Lagern
und gedachte gemeinsam mit allen Anwesenden unseren vielen Toten. Am Ende seiner
Ausführungen nannte er die Namen der 39 Bulkeser, die in den letzten zwei
Jahren von uns gegangen sind.
Als Zeichen unserer Verbundenheit mit
ihnen, wurde unter den Klängen „Ich hatt’ einen Kameraden“ ein Kranz
niedergelegt. Die Ehre dazu hatten die Schulkameraden von Franz Jung - Elisabeth
Groß, geb. Ilg und Hans Weber.
In seinem Gebet bat Prediger Karl
Weber, Karlsruhe, unseren heiligen Gott um seinen Beistand für alle
Einsamen, Kranken, Hinterbliebenen und Leidtragenden und um Vergebung für die
Ungerechtigkeiten auf dieser Welt. Zum Abschluss betete er mit den Anwesenden das
- Vater unser … - und bat um den Segen des Herrn.
Die Gedenkfeier endete mit dem gemeinsam
gesungenem Lied „So nimm den meine Hände“, begleitet durch das Bläserduo.
Besuch der Heimatstube
Nach der Gedenkfeier nutzten viele die
Gelegenheit zum Verweilen in der geöffneten Heimatstube. Hauptanziehungspunkte
sind dabei das Bulkeser Dorfmodell und die zahlreichen Bildertafeln. Es ist sehr
schade, das unser Stückchen Bulkes, außer bei den Treffen, nicht gefragt ist.
Ein Bulkeser Heimatnachmittag zum Ausklang des Treffens
Gegen 16.30 Uhr traf man sich wieder in
der Festhalle bei Kaffee und Kuchen. Man hatte sich noch viel zu erzählen. Die
heimatliche Stimmung wurde durch Heimatlieder und Gedichte von Bulkeser
Heimatdichtern umrahmt.
Den Auftakt bildete das Mundartgedicht „Mei
Mottersproch“ von unserem großen Bulkeser Sohn, Jörg von der Schwalm,
vorgetragen von Waltraud Thaler, geb. Schwalm, einer in der neuen Heimat
geborenen Angehörigen der Sippe Schwalm.
Darauf folgten unsere Sängerinnen, Maria Frank, geb. Wahl, Elisabeth Groß,
geb. Ilg, Magdalena Harfmann geb. Hoffmann und Katharina Höhler, geb.
Kettenbach, mit dem Lied – „Nach meiner Heimat zieht’s mich wieder“.
Nach einem Muttertagsgedicht, vorgetragen vom
9jährigen Philipp Harfmann, waren unsere Sängerinnen wieder an der Reihe, mit
„Träume wohl von Bulkes“, einem von unseren KLV-Kindern verfassten Lied über
ihre Erlebnisse in Bulkes. Dieses Lied hatte sich vor zwei Jahren noch unser nun
verstorbener Vorsitzender Franz Jung gewünscht.
Elisabeth Groß erheiterte die Anwesenden mit
der Erzählung einer ersten Liebesbegegnung von „Lenchen und Jakob“, die
sich in Bulkes zugetragen haben soll.
Und wieder wurden unsere Sängerinnen auf die Bühne gebeten. Diesmal
erfreuten sie mit dem Lied „Ach, ich hab in meinem Herzen da drinnen einen
wundersamen Schmerz“.
Christine Straubhaar, geb. Schmidt, erinnerte
mit dem wehmütigen Gedicht „Am Kamin“ an unseren einfühlsamen Bulkeser
Heimatdichter Jakob Graß.
Den Abschluß der heimatlichen Vorträge
gestalteten unsere Sängerinnen mit dem Lied „Ein schöner Tag ward uns
beschert“.
Aufbruch und Abschied mit baldigem Wiedersehen
Während die ersten Weitgereisten sich
auf die Heimreise machten, hatten sich andere immer noch viel zu erzählen.
Gegen 18.15 Uhr wurde es auch Zeit für den Pfälzer Bus zur Abfahrt.
Nach und nach leerte sich der Saal und
kurz nach 19.00 Uhr waren die Letzten auf dem Heimweg. Ein denkwürdiges Treffen
mit großer Zufriedenheit hatte sein Ende gefunden.
Vor uns steht noch in diesem Jahr die
zweite Bulkeser Heimatreise am 18. September, das Speyerer Treffen am 28.
September und das Münchener Oktobertreffen der Bulkeser.
Karl Weber, Fußgönheim
Im Folgenden werden alle uns vorliegenden Texte des Gottesdienstes und der Beiträge des Festaktes im Anschluß an diesen Bericht über den Ablauf des Treffens, ungekürzt wiedergegeben.
Predigt - Karl Weber, Karlsruhe
Ansprache - Angelika Matt-Heidecker
Grußwort - Henriette Mojem
Würdigung Franz Jung - Otto Harfmann
Nachruf für Franz Jung - Karl Weber, Fußgönheim
Festvortrag - Josef Jerger
Information über Maglic - Wilhelm
Bauderer
Zusammensetzung des Heimatausschusses
Ansprache auf dem Friedhof - Otto
Harfmann
Gebet auf dem Friedhof - Karl Weber,
Karlsruhe
Dazwischen Bilder vom Treffen. Unser Dank dafür gilt Karl Bauer, Otto Harfmann und Willi Bauderer.
Teilnehmer des Jahrgangs 1932: v.l.n.r.: Karl Bauer, Margarethe Romaniuk geb. Katerle, Katharina Becker geb. Werle, Katharina Höhler geb. Kettenbach, Elisabeth Heintz geb. Walter, Jakob Heintz
Vier "Hoffmänner", v.l.n.r.: Magdalena Harfmann geb. Hoffmann, Jakob Hoffmann, Margarethe Schäfer geb. Hoffmann, Heinrich Hoffmann
Christine und Franz Straubhaar
Ein Blick in den Saal
Ein kleiner Dank an die Ehrengäste
Unsere vier Sängerinnen, v.l.n.r.: Katharina Höhler geb. Kettenbach, Magdalena Harfmann geb. Hoffmann, Elisabeth Groß geb. Ilg, Maria Frank geb. Wahl
Karl Weber, Karlsruhe, beim Gottesdienst
Ansprache von
Frau Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker auf dem 30. Bulkeser Heimattreffen an
Pfingsten 2008 in der Patenstadt Kirchheim unter Teck
Ich
darf Sie wiederum - einmal wieder - jedenfalls sehr herzlich zum Bulkeser-
Heimattreffen in Ihrer Patenstadt Kirchheim unter Teck begrüßen. Zwar weicht
der zweijährige Rhythmus ab von dem
jährlichen der größeren Landsmannschaften, doch Ihr 2-Jahres-Rhythmus ist
letztendlich auch der Tatsache geschuldet dass viele von Ihnen nach dem
schmerzlichen und traumatischen Verlust der donauschwäbischen Heimat in unserer
Stadt Zuflucht und neue Heimat gefunden haben, bei weitem jedoch nicht alle.
Denjenigen, die nicht Kirchheim als neue Heimstatt gewählt haben sondern sich
in ganz Europa und Nordamerika verstreut haben . ist
es aus leicht nachvollziehbaren Gründen nicht alljährlich möglich,
nach Kirchheim zu kommen. Auf diese Weise werden die
"Diaspora-Bulkeser" nicht auch noch durch die bessere oder
schwierigere Teilnahme am Treffen rein aus Entfernungsgründen
auseinanderdividiert. Doch hat gerade auch dieser zweijährige Rhythmus noch
einen anderen, positiven Nebeneffekt: Ich freue mich umso mehr jedes Mal auf das
Wiedersehen mit Ihnen.
Als
ihre derzeitige "Patentante"
ist es mir ein Anliegen zu betonen, dass die Stadt Kirchheim unter Teck im Jahre
1966 die Patenschaft über Sie, liebe Bulkeserinnen und Bulkeser gerne übernommen
hat. Dies erklärte sich damals aus der eher nüchtern zu betrachtenden,
eingangs schon erwähnten Tatsache, dass sich in Kirchheim unter Teck eine
vorwiegende Anzahl der Bulkeser nach den vermutlich schwierigsten Jahren ihres
Lebens niederließen, nachdem den meisten klar geworden war, dass eine wie auch
immer geartete oder gestartete Rückkehr in die liebgewonnene alte Heimat nach
menschlichem Ermessen nicht mehr zur Disposition stand bzw. unter den damals
herrschenden politischen Rahmenbedingungen ausgeschlossen wurde, zumal einige
Donauschwaben noch in den 1950er Jahren oder sogar noch danach als Spätaussiedler
nach Deutschland kamen.
Das
Wort "Heimat" umfasst zwar nur 6 Buchstaben, stellt jedoch ein
Grundbedürfnis eines jeden Menschen dar. Wer etwas anderes behauptet, belügt
sich selbst. Deshalb muss es in erster Linie darum gehen, diesen Begriff in
verantwortlicher Weise zu definieren. Dies obliegt wiederum jedem Einzelnen
selbst. Niemand anders hat grundsätzlich das Recht, diese höchst individuelle
Begriffsbestimmung einer - wie auch immer gearteten - Zensur zu unterwerfen. Es
kann allenfalls erlaubt sein, den Begriff im Blick auf geschichtliche Fakten und
den zeithistorischen Kontext kritisch zu hinterfragen.
Es ist ein leicht nachvollziehbares Bestreben nach der erzwungenen Aufgabe der Heimatgemeinde, dass nach dem "territorialen Verlust" nicht auch noch der soziale folgt. Eine Heimatortsgemeinschaft ist - trivial aber treffend ausgedrückt - eine sehr große Familie. Fast jeder kennt fast jeden, durch gegenseitige Hilfsbereitschaft und Hilfe entsteht ein Mindestmaß an menschlicher Wärme und gegenseitigem Vertrauen, das üblicherweise in einem städtischen Gefüge nicht vorhanden ist. Flucht und Vertreibung können den Zusammenhalt dieser Familie beeinträchtigen, jedoch nicht nachhaltig zerstören. Vielmehr ist die Pflege dieser "Familienbeziehung" auch eine Voraussetzung für die gelungene Integration in der neuen Heimat. Und genau an dieser Stelle setzte damals die Patenschaftsübernahme durch die Stadt Kirchheim unter Teck an. Die Patenschaft wurde unter anderem auch von der Einsicht beeinflusst, dass die Zukunft eines jedem Menschen in seiner Vergangenheit wurzelt. Ohne das Alte kann es kein Neues geben. Der Verlust der donauschwäbischen Heimat wurde von den Bulkesern wie von allen anderen Flüchtlingen und Vertriebenen als eine denkbar schwere Zäsur im Leben empfunden. Eine zu starke Zäsur in der Lebensbahn kann eine Persönlichkeit zerstören, mindestens nachhaltig stören. .Deshalb sollte und soll auch die Patenschaft dazu beitragen und helfen, durch die Bewahrung der Erinnerung an die alte Heimat Kraft zu schöpfen, den Lebensweg in der neuen Heimstatt in Süddeutschland, in Österreich, teilweise jedoch auch in ganz Europa und Nordamerikas verstreut fortzusetzen und zu meistern.
An
dieser Stelle ist es nun passend, unserem langjährigen Vorsitzenden der
Heimatortsgemeinschaft, Herrn Franz Jung zu gedenken. Alle bisher geschilderten
Gedanken über die alte und neue Heimat, über den Zusammenhalt der Bulkeser und
die Hilfestellung durch die Patenstadt, all das waren die Motive und Ziele
zugleich, die das Wirken von Franz Jung für alle Bulkeserinnen und Bulkeser
ausgemacht hat. Sein Tod hinterlässt bei den Bulkesern eine Lücke, die niemand
zu schließen vermag. Ich möchte Ihnen von dieser Stelle bei dieser Gelegenheit
jetzt schon versichern, dass die Stadt Kirchheim unter Teck im Rahmen ihrer
Verpflichtung als Patenstadt jede notwendige Hilfe anbietet. Wir werden das
Wirken von Franz Jung für die Heimatortsgemeinschaft in dankbarer Erinnerung
behalten.
Die
Ansiedlung der Donauschwaben in der Tiefebene zwischen Donau und Theiß ist die
letzte Migration von Deutschen aus ihrem Kernland in Richtung des europäischen
Ostens. Zwischen der Besiedlung der
zuvor nahezu menschenleeren Batschka bzw. auch des Banats durch die aus dem
gesamten süddeutschen Raum einschließlich von Gebieten des Elsasses und
Lothringens und dem tragischen Ende der deutschen Siedlungsgeschichte in diesem
Teil des Donauraumes liegen gerade einmal zwei Jahrhunderte. Das letzte, kürzeste
Kapitel der deutschen Ost bzw. um exakter zu sein Süd-Ost-Siedlung wurde von
den Donauschwaben geschrieben. Die Motive der so genannten deutschen Ostsiedlung
geschah überwiegend - seit der vorletzten Jahrtausendwende - aus immer den
gleichen Motiven und Beweggründen. Wichtigstes Charakteristikum war die
friedliche Absicht der Siedler, die stets auf Einladung der jeweiligen
Landesherren erfolgte . Festzuhalten ist außerdem, dass die deutschen Siedler
neben anderen Volksangehörigen im damaligen Königreich Ungarn lebten. Gerade
das Nebeneinander der verschiedenen Völkerschaften im Mündungsdelta zwischen
Donau und Theiß sorgte zuweilen auch für einen - wenn auch begrenzten
kulturellen Austausch und zu gegenseitigem wirtschaftlichen Nutzen.
Im
Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm hat das Land Baden-Württemberg im
Rahmen seiner Patenschaftsverpflichtung über die gesamte Landsmannschaft der
Donauschwaben eine Dauerausstellung über die Geschichte der Donauschwaben
zusammengestellt. Einige unter Ihnen kennen diese Ausstellung. In ihr ist die
Anwerbung, die Fahrt die Donau auf den legendären "Ulmer Schachteln"
sowie die mühsame Urbarmachung des zuvor überwiegend oder ganz
menschenleeren Landstrichs sehr plastisch dargestellt, soweit es die moderne
Museumspräsentation heute darstellen kann.
Der
Entschluss diesem Ruf zu folgen, sich donauabwärts in Richtung Batschka oder
Banat zu begeben, den schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen in der süddeutschen
Heimat zu entfliehen, und in einer neuen Heimat auf bessere Zukunftsperspektiven
zu hoffen, gleicht aus heutiger Sicht eher nach Spekulation und Hasardeurtum.
Sie sehen mir diese negativ belegten Worte nach, aber ihre Auswahl soll zu
kritischer Reflexion anregen. Den Anwerbenden kann nicht in jeder Hinsicht
Verantwortungsbewusstsein und Seriosität bescheinigt werden. Plastisch ausgedrückt
könnte man die Entsendung der damals werdenden Donauschwaben als "Fahrt
ins Ungewisse" bezeichnen. Abgesehen davon, dass mancher der in der Fläche
Süddeutschlands, des Elsass, Lothringens oder auch Hessens angeworben wurde, es
nicht einmal soweit brachte, in Ulm aufs Schiff zu kommen, eröffnete die
Auswanderung ins große Delta zwischen Theiß und Donau glücksspielhaft enorme
Entwicklungschancen und
Lebensperspektiven, die in der süddeutschen Heimat nicht vorzufinden waren -
jedoch nicht zwangsläufig. Die neue Herausforderung brachte mit sich, dass
Fluch und Segen der neuen Heimat oft sehr eng beieinander lagen. In nicht
wenigen Fällen erkannten jedoch die in der Region angestammten Volksgruppen,
dass es lukrativ war, mit den neuen deutschen Nachbarn angestammtem Kontakte
wirtschaftlicher wie kultureller Art zu knüpfen. Daraus entwickelte sich
bekanntlich und letztendlich unter dem - damals noch - schützenden Mantel der
österreichisch-ungarischen Doppel- oder Donaumonarchie ein friedliches
Nebeneinander, teilweise auch Miteinander. Der Erste Weltkrieg, der seine
Ursachen nicht zuletzt auch in Spannungen zwischen aufstrebenden Volksgruppen
und den Staatsvölkern des K. u. K. Reiches, hatte führte bekanntlich dazu,
dass das Habsburger Reich aufgelöst wurde.
Es
ist eine merkwürdige Begebenheit der Geschichte, dass die überwiegende Anzahl
der Donauschwaben in die Ausgangsländer ihrer Vorväter und -mütter zwei
Jahrhunderte zuvor wieder zurückgekehrt sind. Die Mentalität der zu
Integrierenden und der einheimischen Bevölkerung waren deshalb und demzufolge
nicht grundverschieden, so dass dieser Umstand die Integration mutmaßlich spürbar
erleichterte. Hier ist für manche Zeitgenossen der kritische Anasatz.
Weshalb noch lange Erinnerung am die alte Heimat pflegen, wenn doch in
die Integration gut funktioniert hat, und hier schließt sich der Kreis. Diese
herben und ungerechten Kritiker vergessen eine unumstössliche Binsenwahrheit.
Die Heimat (der Jugend) - vergisst man nicht! . Die Erinnerung lässt sich nicht
einfach ausknipsen. Sie bleibt ein Leben lang das gedankliche, mentale,
hintergrundmäßige Gefühls- und Gedankenbild. Die Fähigkeit damit umzugehen,
ist bei jedem Menschen unterschiedlich angelegt, Und demzufolge möge sich auch
niemand anmaßen, einem/einer anderen vorzuschreiben, wie er diese schwierige,
wertfreie Vergangenheitsbewältigung durchzuführen hat. Die Grenzen der
Freiheit der persönlichen Vergangenheitsbewältigung sollten geeigneterweise
dort liegen, wo begonnen wird Ursache und Wirkung der Flucht- und
Vertreibungsereignisse und -erlebnisse zu vertauschen.
Schließlich haben alle Heimatvertriebenen und - Flüchtlinge aus den ehem. Siedlungsräumen im Osten und Südosten Europas im neuen Europa des 21. Jahrhunderts - auch nach über 60 Jahren des traumatischen Geschehens schließlich einen besonderen Auftrag. Denn niemand anders ist eher dazu prädestiniert, von Deutschland aus Brücken zu den jetzigen Bewohnern ihrer alten Heimat zu bauen. Zugestandenermaßen wird dies für Angehörige der Erlebnisgeneration zuweilen zu einer Zumutung, aber ich will diese Zu-Mutung in einem positiven Sinne erscheinen lassen. Es ist bekannt, dass in Serbien das Interesse an den donauschwäbischen Geschichte, an den früheren Bewohnern der Vojwodina seit der politischen Wende in Belgrad im Jahr 2000 spürbar angestiegen ist. Es ist auch bekannt, dass bereits kurz danach serbische Journalistenteams die Spuren der Donauschwaben bis nach Süddeutschland recherchiert haben. Dies sind wichtige Anknüpfungspunkte in einem historisch sicherlich schwer belasteten Verhältnis zwischen Deutschen und Serben. Und genau, was dieses Verhältnis anlangt stehen Sie, liebe Bukeserinnen und Bulkeser zusammen mit allen Donauschwaben an einem neuralgischen Punkt. An diesem Punkt schmerzt die Vergangenheit, aber genau auch hier besteht Potenzial und Chance, in der europäischen Zukunft, in der wir zweifelsohne schon angekommen sind, historisch belastete Beziehungen Völkern zu überbrücken, mit Menschen wie Sie als Brückenbauer. Die Verantwortung hierfür liegt in erster Linie bei Ihnen, weil letztendlich nur Sie ihr ganzheitlich gerecht werden können. Auch bei derartigen Impulsen haben Sie Ihre Patenstadt Kirchheim unter Teck, gerade weil die Aufgabenstellung schwierig und komplex ist, ideell und tatkräftig hinter sich. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich damit - sofern noch nicht geschehen - damit unter Ihnen eine neue Diskussion auslösen würde und bedanke mich jetzt für Ihre Aufmerksamkeit.
Angelika
Matt-Heidecker bei ihrer Ansprache
Grußwort:
Henriette Mojem
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
sehr geehrter Herr Hauser,
sehr geehrter Herr Weber,
sehr geehrter Herr Jerger,
liebe Bulkeser Landsleute,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
für die Einladung zum Bulkeser
Heimattreffen bedanke ich mich herzlich; ich bin gerne gekommen und freue mich
sehr, wieder bei Ihnen sein zu dürfen, verbindet mich doch mit Ihnen, liebe
Bulkeser Landsleute, eine langjährige, herzliche Freundschaft.
Wir Donauschwaben, meine Damen und Herren, sind in der glücklichen Lage, ein Patenland und eine Patenstadt zu haben: Baden-Württemberg das Patenland aller Donauschwaben und Sindelfingen, die Patenstadt der Donauschwaben aus dem ehemaligen Jugoslawien.
Die Bulkeser sind besonders bevorzugte
Donauschwaben: Sie haben sogar ihre eigene Patenstadt: Kirchheim/Teck.
Und ich gehöre scheinbar zu den
besonders privilegierten Donauschwaben: In der einen Patenstadt (in
Sindelfingen) bin ich für die Donauschwaben tätig und in der anderen
Patenstadt (in Kirchheim/Teck) besuche ich meine Landsleute. Deshalb darf ich
Ihnen zurufen: Die Patenstadt Sindelfingen grüßt die Patenstadt Kirchheim
unter Teck.
Wir Donauschwaben, meine Damen und
Herren, haben wirklich allen Grund, dankbar zu sein, denn es ist wohltuend,
immer wieder zu erfahren, daß wir uns in der Obhut unseres Patenlandes und
unserer Patenstädte wohl und geborgen fühlen dürfen.
Und die Bulkeser fühlen sich offensichtlich sehr gut aufgehoben in ihrer
Patenstadt; das beweist Ihre rege engagierte Teilnahme am Bulkeser
Heimattreffen.
Liebe Landsleute, ich möchte sie auch alle ermuntern, diese schöne Tradition weiter so zu pflegen, auch wenn die Teilnehmerzahlen sinken.
Die Qualität der Veranstaltung hängt bekanntlich nicht von der Zahl der Besucher ab.
Bereits Johann Wolfgang von Goethe war
der Ansicht:
„Wir fruchtbar ist der kleinste Kreis,
wenn man ihn wohl zu pflegen weiß“.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen fröhlichen Verlauf des heutigen Tages.
Mögen es erlebnisreiche Stunden herzlicher Begegnungen und liebevoller Erinnerungen werden.
Würdigung von Franz Jung - Ausschnitte aus seinem Lebensweg
Verehrte
Gäste, liebe Bulkeser Landsleute,
wir
von der Heimatortsgemeinschaft Bulkes trauern mit der Familie um unseren langjährigen
Vorsitzenden. Ein erfülltes Leben, mit vielfältigem segensreichem Wirken für
seine Mitmenschen hat ein Ende gefunden.
Franz
Jung wurde am 11. Juli 1929 in Bulkes geboren, einem deutschen „donauschwäbischen“
Dorf in der Batschka; heute liegt es in Serbien und heißt Maglic. Er war der
einzige Sohn seiner Eltern Elisabeth und Franz. In Bulkes erlebte er eine glückliche,
unbeschwerte Kindheit. Nach der Volksschule besuchte er die deutsche Bürgerschule
in der benachbarten Großstadt Neusatz.
Mitten
in seine Jugendzeit hinein kam der Völkermord an den Donauschwaben im damaligen
Jugoslawien. Fast die Hälfte der Bulkeser Bevölkerung überlebte die
Grausamkeiten des Tito-Regimes nicht, auch die Mutter, die beiden Großmütter
und ein Großvater von Franz Jung sind dabei unter fürchterlichen Umständen
umgekommen. Franz Jung kam mit seinem Großvater als damals 15-jähriger in das
Arbeitslager Palanka und überlebte, weil sie 1947 über die Grenze nach Ungarn
flüchteten.
Auf
abenteuerlichen Wegen kamen sie nach Deutschland und fanden in Mingolsheim eine
zweite Heimat. Hier lernte er auch seine spätere Frau Anni geborene Lauder,
ebenfalls eine Donauschwäbin aus dem heutigen Kroatien, kennen und lieben; am
11. Juli 1953 heirateten sie. Zwei Kinder wurden ihnen geschenkt, später kamen
noch zwei Enkelkinder dazu.
Nachdem
Franz Jung seine Ausbildung im Baufach abgeschlossen hatte, machte er sich 1955
mit der Gründung eines Baubetriebes selbständig. Aus kleinsten Verhältnissen
baute er mit seiner Tatkraft, seinem Fleiß und großem persönlichen Einsatz,
den wir alle an ihm kennen- und schätzen gelernt haben, ein großes mittelständisches
Unternehmen mit vielen Mitarbeitern auf, das weit über die Grenzen von Bad Schönborn
hinaus einen hervorragenden Ruf hat und allen Krisen des Baugewerbes getrotzt
hat.
Bis
ins Alter hat ihn das ausgezeichnet: Dinge sehen und anpacken, etwas wagen, ohne
leichtsinnig zu werden, seine Haltung geradeheraus sagen und das umsetzen, was
ihm wichtig war. Bei allem Erfolg ist er immer ganz bodenständig geblieben,
ohne Allüren – und er konnte mit dem einfachen Arbeiter genauso gut umgehen
wie mit unserer Oberbürgermeisterin, dem Innenminister oder den serbischen
Funktionären, die seine Geduld bei so manchen Verhandlungen um Reisen in sein
geliebtes Bulkes oder um Gedenkstätten in der ehemaligen Heimat strapazierten.
Er
war sehr kontaktfreudig und konnte schnell ein Klima des Vertrauens und des
Miteinanders schaffen. Dabei war sein ganzes Wesen und sein Tun geprägt von
einer Güte, die sich nur schwer in Worte fassen lässt. Sehr viele Menschen
haben von dieser Güte und Großzügigkeit profitiert.
Sein Einsatz ging aber weit über seine Firma und sein eigenes Fortkommen hinaus. Franz Jung war von Anfang an in seiner Heimat Bad Schönborn für das Gemeinwohl aktiv: Im Gemeinderat hat er sich engagiert, viele Jahrzehnte war er im Kirchengemeinderat, daneben war er Schöffe und Innungsmeister. All das hat er mit dieser Tatkraft angepackt, die jeden, der mit ihm zu tun hatte, in seinen Bann zog.
Ganz besonders aber ist sein Einsatz für seine Bulkeser Heimatgemeinschaft herauszuheben. Zunächst als stellvertretender Vorsitzender, dann in den letzten 20 Jahren als Vorsitzender der Bulkeser Heimatortsgemeinschaft hat er für den Zusammenhalt mehr getan, als sich das in den wenigen Worten eines Lebenslaufes beschreiben lässt. Was hat er sich angehört – er war für jeden immer ansprechbar.
Zur
Patenstadt der Bulkeser, Kirchheim unter Teck, hat er ein Verhältnis aufgebaut,
das besser nicht sein könnte. Im Kontakt mit den Menschen, die heute in Maglic,
dem ehemaligen Bulkes leben, hat er für unverkrampfte Begegnungen und
vertrauensvollen Umgang gesorgt. Und er hat die Bulkeser in den Führungsgremien
der donauschwäbischen Landsmannschaft vertreten, ja, er war dort ein Garant für
die positiven Entwicklungen. Es war wirklich so: Er fand überall den richtigen
Ton, aber wenn es sein musste, konnte er durchaus Klartext reden.
Wir Bulkeser sind einfach unendlich dankbar, dass wir ihn haben durften: Als „Bürgermeister von Bulkes“, als dynamischer Macher, als großzügiger Freund und Helfer, der sich nicht zu schade war, immer und überall mit anzupacken, wo das notwendig war. So war er maßgeblich an der ersten gemeinsamen Reise der Heimatgemeinschaft nach Bulkes im September 2006 beteiligt, die alle, die dabei waren, tief berührt hat. Eine vorerst letzte Frucht seines Wirkens durfte er nicht mehr erleben: Das Setzen eines Gedenksteins in der ehemaligen Heimat.
2003 durfte er zusammen mit seiner
lieben Frau Anni die Goldene Hochzeit feiern. 2005 erfolgte dann noch ein
„goldenes“ Fest: Das 50-jährige Firmenjubiläum, wo ihm die
Staufer-Medaille für besonders herausragende unternehmerische Leistungen
verliehen wurde. Anlässlich des Neujahrsempfangs am 6. Januar dieses Jahres in
Bad Schönborn wurde ihm durch den Innenminister von Baden-Württemberg,
Heribert Rech, das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der
Bundesrepublik Deutschland verliehen. Da wusste er schon um seine schwere
Krankheit, um die er gar nicht viel Aufhebens machte und die er durch seine
Tatkraft zunächst zurück drängte.
Was
hatte Franz Jung trotz seiner Krankheit noch alles an Gutem bewegt, wir konnten
uns nicht vorstellen, dass er nicht mehr sein wird.
Die
erste gemeinsame Heimatreise im Jahre 2006 mit 83 Teilnehmern, wurde zum größten
historischen Ereignis der Bulkeser Heimatgemeinschaft nach dem Raub unserer
Heimat. Ein lang gehegter Wunsch von Franz Jung war in Erfüllung gegangen.
Unter seiner Führung durfte die Bulkeser Heimatgemeinschaft nun offiziell an
den Massengräbern in Jarek, wo unglaubliche 654 Bulkeser innerhalb eines Jahres
elend dem Hungertod preisgegeben wurden, ihre Angehörigen ehren.
Er
war schon Tage vorher mit Wilhelm Bauderer angereist und hatte in Maglic die
Weichen gestellt für die erste offizielle Begegnung zwischen den heutigen
Maglicer Bürgern und der Bulkeser Reisegruppe. Sie wird uns allen unvergessen
bleiben. Franz Jung hat hier völkerverbindende Geschichte geschrieben.
Dieser
Geschichte fügte er noch einen „I-Punkt“ hinzu, als er an Pfingsten 2007
privat auf seine Kosten sechs Vertreter der Gemeinde Maglic für mehrere Tage
nach Deutschland zu sich nach Bad Schönborn einlud. Er wollte Dank sagen, an
die Vertretung und die Bürger von Maglic.
In
Speyer beim Bulkeser Treffen im September 2007 sahen wir, dass die Krankheit
seinen Körper geschwächt hatte. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, noch
einmal mit seinen Bulkesern zusammen zu sein. Zum Abschied ging er noch mühsam
von Tisch zu Tisch, um jedem die Hand zu drücken.
Als
er uns, die Mitglieder des Heimatausschusses, für Anfang Februar zu einer
Sitzung zu sich nach Hause eingeladen hatte, hofften wir noch. In Wirklichkeit
trug er uns vor, was ihn noch alles für Bulkes bewegt, er wollte das Wirken des
Heimatausschusses auch ohne ihn geregelt wissen. Sehr am Herzen lag ihm ein
Gedenksymbol in Bulkes. Eine Woche vor seinem Tod freute er sich noch über den
Entwurf einer gemeinsam befürworteten
Gestaltung.
6
Tage vor seinem Ableben hatten sein Schulkamerad Hans Weber und die beiden Karl
Weber noch einen Abschiedsbesuch bei ihm, dabei war er geistig noch voll auf der
Höhe. Am 2. April ist er friedlich entschlafen. Sein Tod war eine Erlösung.
Familie, Ärzte und Heilpraktiker hatten nichts mehr für ihn tun können.
Nach
einer unvergleichlichen Trauerfeier hatten ihn am 8. April etwa 700 Trauergäste
auf seinem letzten Weg begleitet. Hier fand die Pfarrerin am Grabe ihre letzten
Worte, bevor die Familie und in der Folge die Verwandten, Freunde, Bekannten,
Bulkeser und donauschwäbischen Landsleute ihrem Franz Jung die allerletzte Ehre
erwiesen.
Otto Harfmann bei seiner Ansprache
Nachruf für Franz Jung
von Karl Weber, Fußgönheim
Verehrte Festgäste,
Ich möchte
den Worten von Otto Harfmann noch die Abschiedsworte für Franz Jung hinzufügen,
die ich bei seiner Trauerfeier vorgetragen habe:
Wir, von der Heimatortsgemeinschaft
Bulkes, nehmen Abschied und trauern um einen unserer größten Söhne, die aus
unserem Heimatort hervorgingen.
Franz Jung stand Jahrzehnte an der
Spitze unserer, in der ganzen Welt zerstreuten Heimat-gemeinschaft. Er war Dreh-
und Angelpunkt, er war Herz und Seele für uns, seine geliebten Bulkeser
Landsleute.
Sein langes und segensreiches Wirken für
uns erstreckte sich bis in seine letzten Lebenstage.
Wir sind dankbar und stolz zugleich,
dass er einer der Unsrigen war.
Sein
Name und seine Person, waren das Gütesiegel der Bulkeser Heimatgemeinschaft,
die nun ihre letzte Wegstrecke ohne ihn gehen muss. Die Lücke die er hinterlässt
ist nicht zu schließen.
Franz Jung hat sich um seinen Heimatort
Bulkes verdient gemacht.
Wir werden ihn nie vergessen, er wird in
unseren Gedanken für immer bei uns sein.
Möge er in Frieden ruhen.
Festansprache
von Josef Jerger, Präsident des Weltdachverbandes der Donauschwaben e.V.
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, Damen und Herren Ehrengäste,
liebe Landsleute,
heute treffen sich die
Landsleute aus Bulkes zum 30. Heimatreffen, das nun zum 28. male in den Mauern
der Stadt Kirchheim unter Teck stattfindet. Ich darf Ihnen die Grüße des
Weltdachverbandes der Donauschwaben, die Grüße des Bundesvorstandes der
Landsmannschaft der Donauschwaben und des Landesverbandes der Donaudeutschen
Landsmannschaft in Rheinland-Pfalz überbringen und ein gutes Gelingen wünschen.
Meine Damen und Herren,
seit vielen Jahren nehme ich als Vertreter des Bundesverbandes der
Landsmannschaft der Donauschwaben, bzw. in den letzten Jahren auch als Präsident
des Weltdachverbandes an Ihren, alle zwei Jahre stattfinden, Heimattreffen teil.
Nicht zuletzt durch die freundschaftlichen Beziehungen zu Karl Hoffmann, Franz
Jung und Karl Weber fühle ich mich ihrer Heimatortsgemeinschaft besonders
verbunden.
Für mich waren diese Treffen immer ein freudiges Ereignis.
Doch diesmal ist für mich diese Freude getrübt, denn unser Freund Franz Jung
ist nicht mehr unter uns, er wurde in die Ewigkeit abberufen. Seine Grußworte
in der letzten Folge der „Bulkeser Heimatzeitung“ habe ich besonders
aufmerksam gelesen.
Franz hatte in sein Grußwort voller Zuversicht verfasst, hatte Sie, ja uns alle
zu diesem Treffen eingeladen.
In seinem Grußwort steht:
„Kommt zu unserem Pfingsttreffen, lasst
uns zeigen, dass der Übergang zu unseren Nachkommen im Gange ist, lasst uns
dieses Treffen wieder zu Stunden heimatlichen Beisammenseins und Erinnerungen
werden, zeigen, dass unsere Bulkeser Gemeinschaft noch am Leben ist.“
Sie, liebe Landsleute,
wir alle, sind der Einladung von Franz Jung gefolgt, nur ihm war es nicht mehr
gegönnt an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Auch seinen Plan nochmals nach
Bulkes zu reisen, an der Einweihung der Gedenkstätte teilzunehmen, konnte er
nicht mehr verwirklichen.
Ich darf an dieser
Stelle seiner Frau, seinen Kindern mit Familien und Ihnen, liebe Bulkeser
Landsleute, meine tief empfundene Anteilnahme aussprechen.
Meine Damen und Herren,
in diesen Tagen wird immer wieder in den Medien von runden Jubiläen und
Gedenktagen gesprochen, wie zum Beispiel von 60 Jahre der Gründung des Staates
Israel.
Auch wir Donauschwaben haben in diesem Frühjahr Grund zu einem freudigen
Gedenken, nämlich der Auflösung der Lager vor 60 Jahren im damaligen
Jugoslawien. Unsere Freude an die Auflösung der Lager ist allerdings auch von
unserer Trauer um die unschuldigen Opfer der Donauschwaben überschattet.
Es war im Frühjahr 1948
als die Vernichtungslager Titos - Jugoslawiens aufgelöst wurden und für die Überlebenden
eine grausame Leidenszeit zu Ende ging. Was in den Jahren von Herbst 1944 bis Frühjahr
1948 in den Lagern geschehen war ist dokumentiert, ist uns allen bestens bekannt
und bedarf hier keiner weiteren Erörterung. Nachträglich können wir sagen,
wir, die Überlebenden, waren einem Inferno entronnen, die Jahre des Hungers und
des Sterbens der Donauschwaben in Jugoslawien waren vorbei.
Doch mit der Auflösung
der Lager, gab es noch keine endgültige Freiheit für die geächteten
Deutschen/Donauschwaben in Jugoslawien.
Nun war erstmal für zwei bis drei Jahre Zwangsarbeit angesagt. Wir wurden auf
Staatsgüter verbracht, durften nicht frei reisen und die Schulen waren vorerst
für deutsche Kinder tabu.
Ich spreche hier aus eigener Erfahrung, vielleicht mag es anderorts anders
gewesen sein. Mit der Zeit wurden
die Verhältnisse immer besser, besonders als man den Erwachsenen, ohne sie
ausreichend aufzuklären, wieder einen Personalausweis gab und sie so wieder zu
jugoslawischen Staatsbürgern machte.
Hätte man die Leute richtig aufgeklärt, hätten sie die Annahme des
Personalausweises verweigern können, dafür aber einen Ausländerpass erhalten
und damit ohne sich aus der Staatbürgerschaft loskaufen zu müssen nach dem
Westen ausreisen können.
So mit dem Personalausweis/Licnakarta ausgestattet, durften wir nun reisen und
auch nach anderen Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten suchen, nur im Geburtsort war
dies meist nicht möglich.
Das Gefühl wirklich
frei zu sein hatten wir noch nicht. Woher auch? Wir hatten kein Vermögen,
unsere deutschen Kinder konnten nur serbische Schulen besuchen, die Familien und
Gemeinschaften waren zerrissen, man fühlte sich noch immer heimatlos obwohl man
in der angestammten Heimat lebte.
Wirklich frei fühlten wir uns erst als wir im Westen, in Deutschland oder Österreich
ankamen.
Was wir seit der Vertreibung nicht verloren haben ist die geistige Bindung zu
dem Ort in dem wir geboren wurden und zu den Opfern, die die Jahre in den
Vernichtungslagern nicht überlebten.
Ihre Ruhestätten, die Massengräber in Backi Jarak, Gakovo, Krusevlje, Sremska
Mitrovica, Knicanin, Molin, Kikinda usw., ich nannte absichtlich die jetzigen
Namen der einstigen Lagerorte, waren für uns über Jahrzehnte nicht
offiziell zugänglich. Erst seit ca. 8 Jahren hat sich diese Situation für uns
zum Guten gewandelt.
Die Landsmannschaft wird als Gesprächspartner anerkannt und wir können an den
Massengräbern Gedenkstätten errichten.
Was in Gakovo und Krusevlje ohne größere Probleme möglich war, meinten wir,
wird in den Orten B. Jarak, Sr. Mitrovica und Molin auch so möglich sein. Nach
unserer Befürchtung, hatten wir, wegen der politischen Lage, in Mitrovica die
größten Schwierigkeiten erwartet.
Denn in Jarak hatten wir ja schon die schriftliche Zusage der Ortsverwaltung und
am provisorischen Hügel mit dem Holzkreuz konnte in Anwesenheit offizieller
Gemeindevertreter die Gedenkfeier abgehalten werden.
Die vermeintlichen Schwierigkeiten in Mitrovica sind
nicht eingetreten, dafür gab es in Jarak eine neue unangenehme Situation.
Was man uns bis in der Woche vor Ostern nicht sagte
war, dass die Grundstücke wo bereits Gedenkstätten stehen oder wie in
Mitrovica wo gerade daran gearbeitet wird auf Friedhöfen stehen, die den
Kirchengemeinden gehören und deshalb keine Genehmigung aus Belgrad benötigt
wurde.
In B. Jarak ist das nun ganz anders, denn das Gelände gehört der Kommune und
damit dem Staate Serbien, der ebenfalls seine Zustimmung zu Baumassnahmen
erteilen muss. Damit hat sich für
uns ein langer Behördenweg aufgetan.
Bis eine Eintragung ins Grundbuch erfolgen kann muss die betroffene Parzelle in
der Nähe der einstigen Massengräber von einem Geometer genau vermessen werden.
Der reicht die Zeichnung als Antrag an die Gemeinde Temerin wo ein Gremium
befindet ob diese Stelle genehmigt wird. Nach dessen Entscheid geht der Antrag
an ein Ministerium in Belgrad, das laut Gesetz innerhalb von 15 Tagen antworten
muss. Dieser Bescheid geht nun
wieder zurück nach Temerin wo die Eintragung in das Grundbuch stattfindet. Erst
wenn die Eintragung der 300
qm, weniger dürfen es nicht sein, erfolgte
kann mit den nötigen Arbeiten begonnen werden. Übrigens wird
einen Erpachtvertrag über 99 Jahre zu einem symbolischen Betrag
abgeschlossen.
Aus dieser Schilderung können
Sie ersehen, dass wir heute noch keinen festen Termin zur Einweihung in Jarek
nennen können.
Vorsorglich haben wir die Termine zur Einweihung in Mitrovica und in Jarek/Backi
Jarak auf Samstag den 20. September 08 festgelegt. In Mitrovica wird, wie ich
schon erwähnte, gearbeitet, dort wird die Gedenkstätte auf jeden Fall an
diesem Termin eingeweiht.
Die Aufträge für B. Jarak werden erteilt, sobald die Genehmigung vorliegt.
Wir hoffen und sind zuversichtlich, dass wir beide Einweihungen am selben Tag
durchführen können.
Die Gedenkstätten werden im Aussehen identisch sein, Ein ca. 3 m hohes Kreuz
mit links und rechts je einer Tafel, auf denen in Serbisch und Deutsch ein noch
zu genehmigender Text eingemeißelt wird.
Liebe Gäste,
abschließend wünsche ich Ihnen ein schönes Pfingstfest und Ihnen liebe
Landsleute wünsche ich dazu noch schöne Stunden des Wiedersehens und des
Austauschs von Erinnerungen, treffen Sie sich noch recht oft hier in Ihrer
Patenstadt oder auch im Haus Pannonia in Speyer.
Es
gilt das gesprochene Wort.
Abschließend
Zeilen nach Jakob Wolf:
„Wer die
Heimat kannte,
die wir Heimat nannten
der vergisst sie nie.
Tief ins
Herz geschrieben,
ist sie uns geblieben,
eine Schicksalssymphonie.“
Josef Jerger bei der Festansprache
Informationen über unsere Kontakte zu Maglic
von Wilhelm Bauderer
Sehr geehrte Gäste, liebe Landsleute,
ich
heiße Wilhelm Bauderer. Einigen von Ihnen werde ich eher bekannt sein, wenn ich
sage, ich bin Jannis Willi.
Janni Bauderer war bekanntlich ein Geschäftsmann und ein Fotograf in
Bulkes. Viele Bulkeser haben heute noch Fotos, die er gemacht hat.
Mein
Lebenslauf
war 2007 in der Bulkeser Heimatzeitung abgedruckt. Dennoch möchte mich
kurz vorstellen, da heute der Heimatausschusses gewählt werden soll, in
dem ich seit drei Jahren mitwirke.
Geboren
bin ich 1940 in Bulkes im Haus 247.
Ich wurde mit der Bulkeser Bevölkerung am 15.04.1945 nach Jarek
deportiert. Das Vernichtungslager habe ich überlebt, weil meine Schwester
mich nach dem Tod unserer Eltern dort herausgeholt und Verwandten in Petrovac
zur Pflege gegeben hat. In Petrovac verbrachte ich etwa 10 Jahre und besuchte
dort die slowakische Schule.
Mitte
der fünfziger Jahre kam ich nach
Deutschland zu meinen Geschwistern. Hier habe ich das Abitur und später die
juristischen Staatsexamina abgelegt.
Nach dem Studium trat ich 1971 als Jurist in die Bundesfinanzverwaltung ein, in der ich bis zu meinem Ruhestand tätig
war. Die längste Zeit meines Berufslebens war ich im Bezirk der
Oberfinanzdirektion Freiburg, die letzten 11 Jahre war ich bei den
Oberfinanzdirektionen in Chemnitz und Erfurt eingesetzt.
Ich
bin verheiratet und lebe in Ehrenkirchen
bei Freiburg i.Br.
Der
Heimatausschuss kam auf mich zu, weil
ich nicht nur Bulkeser bin, sondern auch mehrere Fremdsprachen beherrsche, die in unserer alten Heimat gesprochen
werden. Ich bin nebenberuflich Dolmetscher
und Übersetzer für Serbisch, Kroatisch und Slowakisch.
Für
den Heimatausschuss wurde ich tätig als nach dem Ende des Kommunismus die
politische Lage in Serbien sich
besserte und die ersten offiziellen Kontakte mit unserer alten Heimat möglich
wurden. Mein erster größerer Einsatz
war als mich Karl Weber bat, den Landsleuten bei ihren Anträgen nach dem Serbischen Anmeldegesetz behilflich zu sein.
Diese Anträge waren auf Serbisch, nach den serbischen Gesetzen, in der
vorgeschriebenen Rechtsform und zwar in wenigen Monaten zu stellen. Ich hatte
seinerzeit viel Arbeit.
2006 war ich an der Durchführung der ersten organisierten
Fahrt der Bulkeser in die Wojwodina, insbesondere nach Maglić,
beteiligt. Ich habe die Unterbringung im Hotel
„Sajam“ mit organisiert, Korrespondenz mit der Ortsverwaltung in Maglić
geführt und als Begleiter und
Dolmetscher von Franz Jung mehrere Tage vor der Ankunft der Bulkeser den
Empfang in Maglić vorbereitet.
Seit
2006 pflege ich im Namen des Heimatausschuses regelmäßig
Kontakte mit der Ortsverwaltung
von Maglić und dem dort neu gegründeten Kulturverein
Maglić-Bulkes. Die wichtigsten Kontakte finden derzeit bezüglich der Standesamtsbücher
aus der Zeit vor 1945 statt, die sich in Maglić befinden. Ferner führe ich
Schriftwechsel wegen einer Gedenkstätte
auf dem ehem. deutschen Friedhof und
wegen der geplanten zweiten offiziellen
Fahrt der Bulkeser in die Alte Heimat. Das Nähere dazu können Sie aus der
Heimatzeitung erfahren. Für die geplante Fahrt habe ich im Namen des
Heimatausschusses bereits 100 Betten im Hotel „Park“ in Novi Sad reserviert.
Das Hotel hat fünf Sterne und einen guten Ruf.
Die
Kontakte zur Ortsverwaltung von Maglić und zum neuen Verein Maglić-Bulkes
sind nicht einfach. Die zuständigen Funktionäre sind zwar den Bulkesern gegenüber
freundlich und guten Willens, sie sehen sich jedoch nicht immer in der Lage, im
Interesse einer Zusammenarbeit Eigeninitiative zu ergreifen. Sie müssen lange
Abstimmungs- und Entscheidungswege gehen. Unsere Briefe werden erst nach Monaten
beantwortet. Hinzu kommt, dass eine konkrete Stellungnahme oft fehlt.
Ich
will das nicht näher kommentieren. Hinweisen möchte ich dafür auf die
politische Lage in Serbien. Dort finden am
heutigen Tag Parlaments- und Kommunalwahlen statt. In der Presse kann man
lesen, dass es sich dabei um eine Schicksalswahl
handeln würde. Die Serben sollen sich zwischen einem europäischen und
einem betont nationalen, vielleicht russischorientierten Weg entscheiden. Die
Presse vermeldet auch, dass die Serben tief gespalten seien und dass eine
eindeutige Entscheidung kaum zu erwarten sei. Diese Situation ist symptomatisch
für die Regierungspolitik in Serbien, vielleicht aber auch für die
Kommunalpolitik, die in Maglić gemacht wird.
Wir
Bulkeser können daher noch nicht erwarten, dass uns unsere alte Heimat wieder
so nahe geworden ist, dass die für uns tragischen kommunistischen Zeiten
vergessen werden können. Soweit ist es noch lange nicht, auch wenn inzwischen
hoffnungsvolle Veränderungen stattfinden. Die Menschen in Serbien sind aber
dabei umzudenken, die öffentlichen Stellen streben zeitgemäße Rechtsverhältnisse
an und der Staatspräsident Tadić
ist ein Verbündeter Europas. Auch der Ortsvorsteher von Maglić, Herr Radomir
Zotović, gehört einer Partei an (G 17 plus), die uneingeschränkt
demokratisch ist, die Geschehnisse von 1945 nicht verschweigt und eine
Aufarbeitung der donauschwäbischen Tragödie ermöglicht. Unser verstorbener
Vorsitzender Franz Jung hat immer
wieder von der Notwendigkeit eines Brückenbaus zwischen den Völkern Europas gesprochen und dies auch
bei unserem Besuch in Maglić 2006 hervorgehoben. Herr Zotović hat bei
unserem Besuch in Maglić und bei seinem Besuch in Deutschland darauf Bezug
genommen und mit Blick in die Zukunft von „unserem
Maglić und unserem Bulkes“ gesprochen.
Ich
werte das als ein positives Zeichen,
das dem Andenken an unser altes Bulkes zugute kommen wird.
Mit meiner Arbeit im Heimatausschuss würde ich gern den Brückenbau
zwischen der Bulkeser Heimatortgemeinschaft und dem heutigen Maglić im
Sinne von Franz Jung fortsetzen.
Vielen Dank.
Wilhelm Bauderer bei seiner Ansprache
Zusammensetzung
des Heimatausschusses
Beim Pfingsttreffen am 11. Mai
2008 wurden nachstehende Personen gewählt bzw. bestätigt:
Die Mitglieder und ihre
vorwiegenden Aufgaben:
Karl Weber, Fußgönheim | 1. Vorsitzender, Ortskartei, Heimat-Zeitung, Kontakte zu donauschwäbischen Organisationen |
Otto Harfmann, Kirchheim/Teck | 2. Vorsitzender, Kontakte zur Patenstadt, Pfingsttreffen, Kontakte zu donauschwäbischen Organisationen |
Wilhelm Bauderer, Ehrenkirchen | Kontakte, Übersetzungen und Schriftverkehr mit Maglic und der alten Heimat, juristische Angelegenheiten |
Karl Glas, Braunau | Heimat-Zeitung, Finanzen in Österreich, Anlaufstelle für Bulkeser in aller Welt |
Magdalena Harfmann, Kirchheim | Kontakte zur Patenstadt, Heimatstube, Pfingsttreffen |
Jakob Hoffmann, Mutterstadt | Heimattreffen in Speyer, Kassenprüfer |
Christine Straubhaar, München | Heimattreffen in München |
Hans Weber, Büchenbronn | Finanzen in Deutschland, Schriftführer |
Heinrich Bauer, Wien | Kontakte Wien, Kassenprüfer |
Reinhard Beck,Obrigheim | Kassenprüfer und sonstige Aufgaben |
Peter Erhardt, USA | Kontakte USA |
Elisabeth Groß, Karlsruhe | Kontakte Raum Karlsruhe |
Nikolaus Petri, Wien | Kontakte Wien, Kassenprüfer |
Jakob Schadt, Würzburg | Ahnenforschung |
Nikolaus Weber, Gönnheim | Ahnenforschung, Kassenprüfer |
Karl Weber, Karlsruhe | Geistlicher Beitrag in Wort u. Schrift |
Friedrich Werle, Petrovac | Kontakte zur alten Heimat |
Hans Bauer, Holzmaden
Karl Elicker, Holzmaden
Philipp Harfmann, Kaufering
Karl Jung, Wien
Philipp Lutz, Biedenkopf
Peter Schertz, Sinsheim
Nikolaus Wahl, Holzmaden
Gedenkfeier auf dem Friedhof
Bläser Duo: „Ich bete an die Macht der Liebe ….“
Verehrte Gäste, liebe Bulkeser
Landsleute,
wie sehr der Tod von Franz Jung eine Lücke
in unsere Bulkeser Gemeinschaft gerissen hat, sehen sie auch hier bei unserer
Totengedenkfeier.
Wie sie heute Vormittag feststellen konnten, hatte Karl Weber beim Festakt die
bisherigen Aufgaben von Franz Jung übernommen.
Ich wurde gebeten, die Gedenkansprache hier zu übernehmen und komme dieser
Bitte als Bulkeser der
Folgegeneration gerne nach.
Nicht zuletzt deshalb, weil mich die Totengedenkfeiern in Gakowa, Jarek und
Bulkes bei unserer ersten gemeinsamen Heimatreise im Jahre 2006 sehr berührten
und meine Gedanken mich in der Zwischenzeit immer wieder dorthin zurückführten.
Dabei wurde mir bewusst, wie viele meiner Angehörigen und Verwandten in der
dortigen Erde ihre letzte Ruhestätte fanden. Das führte wieder dazu, dass ich
mich viel mit ihrem, für mich kaum nachzuvollziehenden, schweren Schicksal
beschäftigte.
Im Zuge seines Berichtes beim Festakt, über die aktuelle Lage der
Donauschwaben, durften wir von Josef
Jerger erfahren, dass die Gedenkstätte in Jarek, nach jahrelangen zähen
Verhandlungen, nun doch fristgerecht bis zum 20. September fertiggestellt sein
soll.
Damit werden die über 7000 in Jarek umgekommenen Landsleute endlich ein würdiges
Gedenksymbol haben. Bekanntlich wollen viele unserer Heimatgemeinschaft der
Einweihung beiwohnen, denn es gibt kaum eine Bulkeser Familie, die dort keine
Toten zu beklagen hat.
Vor nun über 60 Jahren wurde dem damaligen Massensterben unserer Angehörigen
durch die Auflösung der Internierungslager im März 1948 in Jugoslawien ein
Ende gesetzt.
Das führte zur Rettung unsere zur Hälfte noch
am Leben befindlicher Bulkeser Kinder, die zum Teil in Kinderheime kamen oder
schon waren.
Für unsere alten Menschen war der Zeitpunkt der Lagerauflösung viel zu spät,
denn 286, das sind 97 Prozent von ihnen, waren schon im ersten Jahr im
Vernichtungslager Jarek, bis im April 1946 verhungert.
Wir haben uns heute hier an unserem Gedenkstein eingefunden, um ihnen und allen
unseren toten Angehörigen gemeinsam zu gedenken:
- den elend Verhungerten in den
Internierungslagern im damaligen Jugoslawien,
- den unter kaum vorstellbaren Zuständen
zu Tode gekommenen in der UdSSR-Deportation,
- unseren Soldaten, die im Krieg
oder in der Gefangenschaft ihr Leben lassen mussten,
- so wie auch allen, die wir
kannten, die in der Heimaterde in Bulkes ruhen
- und den vielen unserer Liebsten,
die bis heute in den neuen Heimatländern verstorben sind,
davon nach unseren Kenntnissen 37 seit dem Treffen vor zwei Jahren. Durch
das Verlesen ihrer
Namen, in der Reihenfolge ihres Ablebens, wollen wir uns von ihnen
verabschieden:
Verstorbene Bulkeser seit dem
letzten Treffen am 4. Juni 2006
In der Reihenfolge ihres Ablebens
Fritz Klein, Groß Umstadt
Horst Weber, Büchenbronn
Elisabeth Harfmann, geb. Becker
Johann Harfmann, Bruck/Ö.
Jakob Becker, Bruck/Ö.
Katharina Blum, geb. Lang
Christine Krämer, geb. Csakvary
Anna Mayer, geb. Beck
Peter Bauderer, München
Elisabeth Hirschbeck, geb. Schertz
Philipp Greifenstein, Neubiberg
Katharina Wagner, geb. Schmidt
Eva Zeller, geb. Koch
Johann Werle, Dreieich
Alfred Rapp, Wien
Elisabeth Popp, Remscheid
Hans Urschel, Schwetzingen
Margarethe Dornbach, geb. Mayer
Katharina Röschert, geb. Harfmann
Hans Beck, Obrigheim
Wilhelmine Bauer, Pforzheim
Peter Bleich, Bielefeld
Magdalena Schneider, geb. Erhardt
Jakob Becker, Kanada
Michael Diener, Kirchheim
Christine Pfaffenzeller, geb. Müller
Friedrich Becker, Brasilien
Karl Bieber, Hintersdorf
Friedrich Koch, Tiefenbach
Margarethe Mayer, geb. Werle
Elisabeth Bauer, geb. Manz
Maria Mann, geb. Schmidt
Elisabeth Püschel, geb.Licht
Barbara Hoffmann, geb. Gerholdt
Hans Bauer, Volkertshausen
Maria Hähnel, geb. Stefan
Franz Jung, Bad Schönborn
Johann Harfmann, Haimburg/Ö.
Katharina Stefan, geb. Hoffmann
Zu Ehren aller unserer Toten und
als Zeichen unserer Verbundenheit mit ihnen, wollen wir unter den Klängen
„Ich hatt’ einen Kameraden …“ einen Kranz niederlegen.
Wir wollen im Gedenken an unsere toten
Landsleute und Angehörige und im Blick auf uns Überlebende beten:
Ewiger, heiliger Gott! Du hast die Namen
derer gehört, die in den zurückliegenden zwei Jahren seit unserem letzten
Zusammensein aus diesem Leben abgerufen wurden. Wir bitten für die
Hinterbliebenen und Leidtragenden um deinen göttlichen Trost und Stärkung.
Wir stehen erneut hier vor dem
Gedenkstein und sind mit unseren Gedanken bei unseren Angehörigen und Bulkeser
Landsleuten, die in den verschiedenen Lagern nach dem Krieg umgekommen sind. Du
siehst unsere Trauer und Wehmut, die nach dieser langen Zeit noch da ist.
Erbarme Dich über deine Welt, in der
bis heute oft Ungerechtigkeit, Krieg, Machtstreben und Gewalt herrschen. Erbarme
Dich über uns, wo auch wir deiner Stimme nicht gehorcht haben. Vergib uns.
Sei besonders bei denen, die Schweres durchleben: Den Kranken und Einsamen, denen, die von ihren Problemen bedrückt sind, den Verfolgten und den Sterbenden.
Erhalte uns den Frieden und schenke uns
deinen Frieden. Leite uns durch deinen Heiligen Geist und lass uns deine
Vollendung erleben. So geleite uns heute und jeden Tag in deinem Frieden und
Segen.
Gemeinsam beten wir: Vater unser im
Himmel …
Der Segen des Herrn:
Lied „So nimm denn meine Hände …“ unter der Begleitung des Bläserduos
Der Bulkeser Gedenkstein
Das Bläser-Duo
Otto Harfmann und Karl Weber bei Ansprache und Gebet
Während der Gedenkstunde
Nach der Kranzniederlegung, v.l.n.r.: Hans Weber, Elisabeth Groß, Otto Harfmann, Philipp Harfmann, Karl Weber